Namensgeber der Narrenzunft ist der Schnabelgiere, eine Einzelfigur, wie sie in der alemannischen Fasnet unüblich ist. Mit seinem weißen Frack, den roten Strümpfen und dem langen Schnabel ähnelt er einem Storchenvogel. Er hat einen Korb umgehängt, gefüllt mit Würstchen, Mandarinen, Süßigkeiten und Brezeln, die er nur verteilt, wenn die Kinder sie mit dem Ruf „Schnaabel – Schnaabel – Giere“ erbetteln. Der Maskenträger selbst kann nur durch seinen langen Holzschnabel, der mit rotem Filz bespannt ist, sehen. Da sein Gesichtsfeld stark eingeengt ist, stehen ihm mehrere Dominos zur Seite, deren zusätzliche Aufgabe es ist, allzu eifrige Kinder vom Gabenkorb fern zu halten. Dies geschieht manchmal unter Zuhilfenahme von einer Suubloder (mit Luft gefüllte Saublase), die mehr oder weniger schmerzhaft eingesetzt werden kann. Seit dem 18. Jahrhundert sind die Dominos in ihren schwarzen mit rot abgefassten Kapuzenkutten und schwarzen Gesichtsschleiern als Masken bekannt.
Im Laufe der Jahrzehnte gab es über die Herkunft des Schnabelgiere die unterschiedlichsten Interpretationen. So wurden Vergleiche mit Raubvögeln und Wachstumsgeistern, mit Schnabel-Schandmasken und dem Pestarzt gestellt. Andere sahen in ihm die Verkörperung des Bösen oder irgendein anderes Ungeheuer. Die eigentliche Entstehung des Schnabelgiere dürfte jedoch nicht im überregionalen Bereich, sondern im Ort selbst zu finden sein.
Bereits um 1500 gibt es in Meersburg eine Vogelmaske, die allerdings einen wesentlich kürzeren Schnabel (ähnlich einer Möwe) hat. Ein Kapuzenumhang mit stilisierten Federn und ein roter Latz vervollständigen die Maskerade. Das beschriebene Pergament, auf dem diese Vogelgestalt gezeichnet ist, wurde 200 Jahre später ein zweites Mal als Bucheinband verwendet. Das alte Pergament dürfte aus dem kirchlichen Bereich stammen, das spätere Buch ist ein Zinsrodel der „Armenleuthe Pflegschaft“, die sicherlich eng mit dem Leprosium (Station der Leprakranken) in Meersburg verbunden war. Aus diesem Umfeld ergibt sich wahrscheinlich auch die spätere Vermummung der Vogelfigur in dunkler Bekleidung wie sie bis in die 1920er Jahre nachzuweisen ist. Der zweite Namensteil „Giere“ (u. a. auch „Giray“) könnte auf eine Familie im Ort weisen, die das Vorrecht besaß, diese Vogelmaske zur Fasnacht zu tragen. Die heutige Vogelgestalt in weißer Bekleidung erschien erstmals 1929. Mit leichten Abänderungen in der Bekleidung ist dieser Schnabelgiere heute die Symbolfigur der Meersburger Fasnet.